BAG Studie sieht Lkw vor Schiff und Bahn
21.03.2017 | Olaf Thiel

Welche Trends kommen in der Logistik?

Kostendruck, Digitalisierung und Nachhaltigkeit sind drei der wichtigsten Stichworte in der aktuellen Studie „Trends und Strategien in Logistik und Supply Chain Management“. Diese hat die Bundesvereinigung Logistik (BVL) jetzt veröffentlicht.

Mit ihrer Studie veröffentlicht die BVL eine umfassende Analyse zur aktuellen Situation und zu den Zukunftsszenarien im Wirtschaftsbereich Logistik. Sie hebt dabei eine wesentliche Erkenntnis hervor: Das digitale Zeitalter fordert von den Unternehmen, die nötigen Veränderungen aktiv und konsequent mitzugestalten.

Endkunde ist wesentlicher Treiber

Dabei begegnen den Logistikunternehmen einige Faktoren, die es gilt, in die eigene Entwicklung einzubeziehen. Extern sind das der wachsende Kostendruck, die Individualisierung und die Komplexität der Prozesse – beispielsweise in der Supply Chain. Intern wiederum müssen die Unternehmen dafür sorgen, dass Geschäftsprozesse digitalisiert werden und die Transparenz der Supply Chain verbessert wird. Eine neue Entwicklung, die aber nicht unbedingt verwundert, ist: Der wesentliche Treiber für alle Veränderungen ist der Endkunde. Er macht sich mit seinen Wünschen nicht nur im Handel, sondern auch in Industrie und Dienstleistung wettbewerbsentscheidend bemerkbar. Die Antwort auf viele seiner Anforderungen ist die Digitalisierung.

Top-3 Treiber der Digitalisierung aus Sicht der Verarbeitenden Unternehmen, der Logistikdienstleister und den Handelsunternehmen

Logistik muss jetzt in Digitalisierung einsteigen

Knapp drei Viertel der Studienteilnehmer schätzen die Chancen, die sich durch eine digitale Transformation für ihr Unternehmen ergeben, als sehr hoch oder hoch ein. Mehr als die Hälfte der Unternehmen will mit eigenen Projekten jedoch abwarten, bis erprobte Lösungen vorliegen. Ein Drittel der Befragten weist auch auf hohe oder sehr hohe Risiken durch die Digitalisierung hin. Ein Grund dafür mögen erforderliche Sachinvestitionen sein. Aber auch der Personalmangel  und der große Handlungsbedarf im Bereich der Qualifizierung, um die Mitarbeiter für neue Abläufe, Denkweisen und Geschäftsmodelle fit zu machen, spielen eine Rolle. Im Fokus, so die Studie, stehe sowohl die Förderung von IT-Kompetenzen als auch eine Kultur des Ausprobierens und Lernens.

Fünf Kernerkenntnisse aus der aktuellen Studie der BVL

„Der späteste Zeitpunkt, um in die Digitalisierung einzusteigen, ist jetzt“, so Prof. Wolfgang Kersten von der Technischen Universität Hamburg, der das Studienprojekt geleitet hat. Dazu gilt es, innovative Technologiekonzepte, Veränderungen der Wertschöpfungskette und veränderte Kompetenzanforderungen im Blick zu behalten und neue, angepasste Geschäftsmodelle zu entwickeln.“

Transparente Supply Chain ist relevant

Für das Unternehmen als Ganzes bedeutet dies zusammenfassend: Die digitale Transformation sollte fester Bestandteil der Strategie werden. Voraussetzung dafür ist, dass die Transparenz entlang der gesamten Wertschöpfungskette gewährleistet ist. Eine Voraussetzung, die in vielen Unternehmen zunächst noch geschaffen werden muss. Oftmals sind die gewünschten Daten nicht vorhanden, Schnittstellen sind nicht definiert oder die Datenqualität ist unzureichend. Fast vier Fünftel der Teilnehmer an der Studie halten daher eine transparente Supply Chain für relevant oder sehr relevant für den Unternehmenserfolg. Heute werden bereits Transport- oder Wareneingangsdaten systematisch und umfassend geteilt. Bei Bestandsdaten, Bedarfsprognosen oder Daten über Materialflussstörungen sieht es anders aus. Hier scheitert die Datenweitergabe also nicht nur an Datenschutzüberlegungen.

Vorstandsvorsitzender Professor Dr.-Ing. Raimund Klinkner Bundesvereinigung Logistik

BVL-Vorstandsvorsitzender Professor Dr.-Ing. Raimund Klinkner beim Deutschen Logistik-Kongress ©Kai Bublitz/BVL

„Der Leitgedanke des Jahres 2017 der Bundesvereinigung Logistik lautet ‚Neues denken – Digitales leben‘. Mit Blick auf die Ergebnisse der Studie ist das ein treffender Imperativ“, so Prof. Raimund Klinkner, der Vorstandsvorsitzende der BVL. „Digitalisierung ist eben nicht die Fortführung des Status quo auf einer höheren Technologiestufe, sondern sie ist ein Game Changer.“

Durch innovative Geschäftsmodelle wird schließlich die Wettbewerbsfähigkeit in der digitalen Welt abgesichert. Zentraler Angelpunkt künftiger Innovationen, so die Studie, sollte stets der Endkunde sein, der seinerseits vielfältige digitale Informations- und Transaktionsmöglichkeiten nutzt.

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