14.11.2017 | Olaf Thiel

Goldener Herbst für Straßengüterverkehr

Das Frachtaufkommen auf deutschen Straßen steigt. Der Straßengüterverkehr dominiert weiterhin. Gleichzeitig verlieren hiesige Transportunternehmen weitere Marktanteile.

Europa erlebt momentan ein Frachthoch. Das Volumen ist in den Sommermonaten stark gestiegen. Der Aufschwung wird getragen von Konsumausgaben, Investitionen und Exporten. Laut dem Statistischen Bundesamt exportierte Deutschland allein im August 2017 sieben Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Diese rasante Entwicklung ist derzeit verantwortlich für einen Frachtüberhang und sorgt dafür, dass europaweit übermäßig viele Laderaumkapazitäten benötigt werden. Das zeigt das aktuelle „Transportbarometer“ von TimoCom. Der mittelständische IT-Spezialist betreibt die größte Transportplattform Europas, auf der täglich bis zu 750.000 internationale Fracht- und Laderaumangebote eingepflegt werden. Im 3. Quartal 2017 gab es ein Fracht- zu Laderaumverhältnis von 71 zu 29. Und die Schere könnte sich noch weiter öffnen. So soll nach Aussage der neuen Mittelfristprognose des Bundesamtes für Güterverkehr (BAG) in diesem Jahr der Straßengüterverkehr in Deutschland um 1,9 Prozent zulegen – deutlich mehr als die Binnenschifffahrt und der Schienengüterverkehr.

2017 ist Jahr des Straßengüterverkehrs

Straßengüterverkehr wächst weiterhin

Der Straßengüterverkehr in Deutschland wächst weiterhin

Was sich für Spediteure und Frachtführer zunächst rosig anhört, ist für die Branchenentwicklung jedoch nicht ohne Risiko. Fahrermangel ist eine der Hauptursachen für nicht ausreichende Kapazitäten. Und sollte sich der Trend weiter verstärken und die Unternehmen ihre Kunden nicht mehr ausreichend beliefern können, so kann der Aufschwung schnell abflauen. Doch bislang ist davon nichts zu spüren. Als Mautbetreiber verzeichnet auch Toll Collect, dass der Güterverkehr auf deutschen Autobahnen und Bundesstraßen brummt. Wurden vom 1. Januar bis 30. September 2016 noch rund 24,4 Milliarden absolvierte Kilometer von mautpflichtigen Fahrzeugen ab 7,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht erfasst, waren es in den ersten drei Quartalen dieses Jahres schon knapp 25,2 Milliarden gefahrene Kilometer. Das belegt die monatlich erscheinende Mautstatistik des Bundesamtes für Güterverkehr (BAG), mit der regelmäßig Daten über die Fahrleistungen auf deutschen Straßen publiziert werden.

Deutscher Marktanteil am Frachtaufkommen sinkt

Trotz des Konjunkturhochs ist aber ein Abwärtstrend allgegenwärtig: Während die mautpflichtige Fahrleistung hiesiger Lkw im Vergleich zu 2016 um lediglich 0,7 Prozent wuchs, stieg die der ausländischen Trucks um 7,7 Prozent an. Vor allem das Aufkommen osteuropäischer Lkw aus Ländern wie Polen, Rumänien, Tschechien, Bulgarien und Litauen nahm dabei überproportional zu. Insgesamt stieg der Anteil ausländischer Transportunternehmer an der Fahrleistung von 40,8 auf nunmehr 42,4 Prozent. Allein 15,9 Prozent entfallen davon auf polnische Laster, auf dem 2. Platz liegen die tschechischen Lkw mit 4,2 Prozent vor den rumänischen mit 3,5 Prozent.

Der Anteil von Lkw mit deutschem Kennzeichen ging von zuletzt 59,2 auf nunmehr 57,6 Prozent zurück. Ursachen für diese Entwicklung sehen Experten und allen voran der BGL im anhaltenden Lohn- und Sozialkostengefälle. So würden immer mehr Lkw-Flotten im Ausland zugelassen, aber dauerhaft auf deutschem Boden stationiert bleiben. Die Fahrer stammen überwiegend aus Mittel- und Osteuropa und würden dann zu den dort geltenden Tarifen bezahlt.

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