Toll Collect diskutiert mit Branchenvertretern über die Nutzerfinanzierung der Infrastruktur
07.05.2015 | Redaktion Blog

Transport- und Logistikbranche diskutieren in München

Die transport logistic ist für die Branche eine gute Gelegenheit sich auszutauschen. Dafür finden viele Gesprächsforen statt, auf denen es zum Beispiel um Herausforderungen der zunehmenden Digitalisierung im Logistiksektor geht. Bei einer Veranstaltung des Bundesverbandes Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) ging es um die Frage „Nutzerfinanzierung der Infrastruktur – Mogelpackung oder Königsweg?“

Gemeinsam mit Moderator Tobias Bernecker vom Institut für Nachhaltigkeit in Verkehr und Logistik diskutierten Adalbert Wandt, Präsident des Bundesverbands Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung, Birgitta Worringen aus dem Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI), Michael Knipper, der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbands der deutschen Bauindustrie (HDB) und Martin Rickmann, Leiter der Kommunikation von Toll Collect.

Im Mittelpunkt stand die Frage, ob die Finanzierung von Infrastrukturprojekten entweder über Steuern oder über eine Nutzerfinanzierung erfolgen sollte. Außerdem ging es darum, ob durch Partnerschaften zwischen Politik und der Privatwirtschaft, sogenannten Öffentlichen Privaten Partnerschaften (ÖPP), der Finanzierungsspielraum für Infrastrukturprojekte erweitert werde.

Nutzerfinanzierung leistet Beitrag zur Finanzierung von Infrastruktur

Für die Instandhaltung der Verkehrsinfrastruktur fehlt in Deutschland Geld. Nicht zuletzt hat die Bodewig-Kommission das Problem auf den Punkt gebracht und einen Finanzierungsbedarf von rund 7,2 Milliarden Euro pro Jahr definiert. Martin Rickmann sieht die Nutzerfinanzierung als einen Lösungsansatz für das Finanzierungsproblem des Kreislaufs Straße.

„Toll Collect hat mit der Lkw-Maut in zehn Jahren bislang über 40 Milliarden eigenommen. Geld, das in den Erhalt und Ausbau der Verkehrswege fließt.“ Nutzerfinanzierungen seien grundsätzlich ein wirksames Instrument zur Finanzierung der Verkehrswege, so Rickmann. Außerdem leiste die Maut einen Beitrag zum Umweltschutz: „Die Lkw-Maut in Deutschland ist verursachergerecht, nutzerfreundlich und fördert durch gestaffelte Mautsätze den Einsatz umweltfreundlicher Lkw“. Um von den günstigeren Tarifen bei Euro 5 und Euro 6 zu profitieren, haben die Transportunternehmen im In- und Ausland in den vergangenen Jahren in die Modernisierung ihrer Fahrzeugflotte investiert. Über 90 Prozent der mautpflichtigen Fahrten finden mittlerweile mit Lkw der beiden umweltfreundlichsten Emissionsklassen statt.

Nutzerfinanzierung ist als Finanzierungsinstrument anerkannt

Dass Maut für die Finanzierung von Verkehrswegen in Deutschland mittlerweile anerkannt ist, zeigten auch die Positionen der anderen Podiumsgäste. BGL-Präsident Wandt sagte, sein Verband sei von Beginn an für die Einführung einer Lkw-Maut gewesen. Da auch ausländische Lkw an den Kosten der Infrastruktur beteiligt werden, sei die Maut gerecht. Dass die Nutzerfinanzierung in Deutschland mit Rückenwind rechnen kann, machte die Position von Birgitta Worringen aus dem BMVI deutlich. Ihr Ministerium wolle die Maut stufenweise ausbauen. Die in 2015 geplante Ausweitung der Lkw-Maut sei ein wichtiger Schritt. Michael Knipper (HDB) verwies auf einen anderen Aspekt der Diskussion: Gelder aus der Nutzerfinanzierung und geplante Bauprojekte müssten Hand in Hand gehen.

Die Lkw-Maut heute – und in Zukunft

Derzeit sind über 1 Million Fahrzeuge bei Toll Collect registriert. Im Jahr 2014 fuhren sie rund 28 Milliarden Kilometer auf dem mautpflichtigen Streckennetz in Deutschland. Der größte Anteil der Lkw kommt aus Deutschland. Bei den ausländischen Fahrzeugen führt mit großem Abstand Polen vor den Niederlanden. Von allen registrierten Fahrzeugen sind derzeit rund 830.000 mit einer On-Board Unit ausgestattet (OBU) und nehmen am automatischen Verfahren der Lkw-Maut teil. Und wie geht es weiter? Ab dem 1. Juli 2015 wird die Lkw-Maut auf weitere rund 1.100 Kilometer Bundesstraßen ausgeweitet. Das geschieht durch ein Update des gebührenpflichtigen Streckennetzes – auf den OBUs, allen Mautstellen-Terminals und für die Einbuchung im Internet. Ab dem 1. Oktober werden Lkw ab 7,5-Tonnen und Fahrzeuge, die mit Anhänger diese Gewichtsgrenze überschreiten, mautpflichtig. Toll Collect rechnet damit, dass die Transportunternehmen rund 85.000 Fahrzeuge mit einer OBU ausrüsten wollen. Die Geräte stehen ab Mitte Mai bei den Servicepartnern zum Einbau bereit.

Für Fragen ist das Toll Collect-Team bis zum 8. Mai auf Stand 110 in Halle A6 auf der transport logistic. Kommen Sie vorbei!

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