14.03.2017 | Olaf Thiel

Hersteller rüsten auf: Alternative Antriebe für schwere Lkw

Die derzeitigen Diskussionen um Dieselantriebe lassen sicher nicht nur die Transportunternehmen aufhorchen. Auch die Hersteller starten jetzt eine Großoffensive und erproben alternative Antriebe.

Die aktuelle Studie der Unternehmensberatung Deloitte „LKW-Märkte im Umbruch“ prognostiziert: In Deutschland werden in zehn Jahren 13 Prozent der neu zugelassenen Nutzfahrzeuge über alternative Antriebe verfügen.

Volvo testet Hybridantrieb

Volvo erprobt derzeit einen Fernverkehr-Lastwagen mit Hybridantrieb. Das Ziel ist klar definiert: Der Kraftstoffverbrauch und der CO2-Ausstoss sollen gegenüber einem konventionellen Lkw um etwa 30 Prozent sinken. Volvo hat dafür nicht nur am Motor, sondern auch an der Aerodynamik, dem Rollwiderstand und dem Gewicht gearbeitet.

Schätzungen zufolge sorgt der Hybridantrieb dafür, dass der Verbrennungsmotor im Fernverkehr für bis zu 30 Prozent der Fahrzeit abgeschaltet werden kann. Außerdem besteht die Möglichkeit, bis zu zehn Kilometer weit vollelektrisch zu fahren. Dabei ist das Fahrzeug emissionsfrei und nahezu geräuschlos unterwegs. Der Hybridantrieb selbst trägt zu etwa fünf bis zehn Prozent zur Kraftstoffeinsparung des aerodynamischen optimierten Lkw bei.

Der Volvo Concept Truck ist mit einem Hybridmotor ausgestattet. Foto: Auto-Medienportal.Net/Volvo

Das Fahrzeug auf Grundlage eines Volvo FH ist eine Weiterentwicklung des vor knapp einem Jahr vorgestellten Volvo Concept Truck. Der Hybridantrieb basiert auf der Rückgewinnung von Energie sowohl beim Bergabfahren (über ein Prozent Gefälle) als auch beim Bremsen. Die Energie wird in den Fahrzeugbatterien gespeichert und treibt den Lkw im Elektromodus auf flachen oder leicht abschüssigen Strecken an.

Eigens für den Hybridantrieb entwickelte Volvo eine optimierte Version des Fahrerassistenzsystems „I-See“. Das analysiert die bevorstehende Topografie. Dem Fahrer empfiehlt das System dann, welche Antriebsart (Diesel- oder Elektromotor) die jeweils effizientere ist und wann der Einsatz der rückgewonnenen Energie am sinnvollsten ist.

MAN in Österreich im Einsatz

Die Pläne von MAN sind da schon konkreter und näher an der Praxis. Denn österreichische Logistikunternehmen erproben den „e-Truck“ von MAN bereits ab Ende 2017 im täglichen Einsatz.

MAN schickt neuen Elektro-Lkw zum Test nach Österreich. Foto: Auto-Medienportal.Net/MAN

Nach einem Jahr Testlauf sollen die Elektro-Lastwagen dann als Kleinserie im österreichischen Steyr gebaut werden.

Das Testprogramm beruht auf einer Vereinbarung mit dem österreichischen Konsortium „Council für nachhaltige Logistik“ (CNL). Darin haben sich die 15 größten österreichischen Firmen aus den Bereichen Handel, Logistikdienstleister und Produktion zusammengeschlossen.

Urban e-Truck wird 2017 als Kleinserie produziert

Mercedes-Benz bringt noch in diesem Jahr eine Kleinserie eines vollelektrischen Verteiler-Lkw auf den Markt.

Der Urban e-Truck hat ein maximales zulässiges Gesamtgewicht von 25 Tonnen, 12,8 Tonnen Zuladungskapazität und eine Reichweite von bis zu 200 Kilometern. Rund 150 Fahrzeuge werden an ausgewählte Kunden in Europa, Japan und den USA übergeben.

Kleinserie 2017: vollelektrischer Mercedes-Benz Urban eTruck im Kundeneinsatz. Foto:

Der Hersteller will verschiedene Einsatzmöglichkeiten erproben. Deshalb werden 18- und 25-Tonner mit Kühlaufbau, als Trockenkoffer und als Pritschenfahrzeug gebaut. Die Kunden bekommen dann die Fahrzeuge für zwölf Monate ausgehändigt, zusammen mit einem speziellen Ladegerät.

Alternative Antriebe auch für Müllwagen

Die baden-württembergische Landesregierung hat vor Kurzem beschlossen, bei zu hoher Feinstaubbelastung ab nächstem Jahr bestimmte Straßen in Stuttgart für Dieselfahrzeuge ohne Euro-6-Norm zu sperren.

Alternative Antriebe auch in Stuttgart

Der Mercedes-Benz Econic NGT im Einsatz bei AWS Abfallwirtschaft Stuttgart. Foto: Auto-Medienportal/Mercedes-Benz

Passend dazu hat der städtische Entsorgungsbetrieb AWS (Abfallwirtschaft Stuttgart) jetzt sieben Müllwagen mit Erdgasantrieb zum Einsatz gebracht. Es handelt sich um Mercedes-Benz Econic NGT (Natural Gas Technology). Der Erdgasmotor verfügt über 7,7 Liter Hubraum und 302 PS. Die Leistung entspricht somit im Wesentlichen der des Dieselpendants. Er zeichnet sich aber durch geringe Stickoxid-, Partikel- und Geräuschemissionen aus.

Ein Anfang ist also gemacht. Schließlich bestätigt auch die Deloitte-Studie: Im Segment der Nutzfahrzeuge sind die alternativen Antriebe von der Kriech- auf die Überholspur gewechselt.

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